Jürgen Tenz

>> Über den Künstler

Werke


Über den Künstler

In Berlin-Siemensstadt geboren, steht Jürgen Tenz (1942-2021) als Zeitgenosse der sogenannten Trümmerkinder-Jahrgänge für eine Künstlergeneration, die vom Zweiten Weltkrieg an Deutschland in den Höhen und Tiefen bedeutender gesellschaftsgeschichtlicher Wandlungen miterlebt hat: nach der zehrenden Nachkriegszeit die Wirtschaftswunderjahre, die Teilung Deutschlands in Ost und West, Kalter Krieg, Mauerbau und Wiedervereinigung. Aus der Gebrauchsgraphik und wissenschaftlichen Zeichnung stammend, hat sich der vielseitige Künstler zeitlebens mit der Rolle des Menschen in der Gesellschaft und den Konflikten beschäftigt, die zwischen beiden Ebenen bestehen. Ob wir in seinen Werken auf singuläre Figuren, Figurenszenen oder Massen kleiner Körper, die stürzen, fließen und neue große Gebilde formen, treffen — überall scheint etwas oder jemand auf dem Spiel zu stehen, ja, ein Prozess oder eine Transformation in Gang gekommen zu sein.

In einer ungewöhnlichen Vielfalt an Genres und Stilen stellte sich Jürgen Tenz immer wieder neuen Fragen und suchte auch für klassische Themen immer wieder neue Formulierungen. Was alle Werkserien verbindet, ist die Entscheidung zur gegenständlichen Darstellung — ob fein meisterlich ausgearbeitet wie in den Federzeichnungen und Gouachen der 1970er Jahre oder durch Reduktion und Abstraktion aus den Angeln der Realität gehoben wie in den Hochdrucken der 1990er und den Radierungen ab 2006. Die Auseinandersetzung mit antiker Mythologie wie auch das Spiel mit Kunstgeschichte, Mechanik, Gesellschaftspolitik und der Ästhetik des Tanzes erzählen von einem großen Wissensschatz und Wissensdurst des Künstlers. Nicht zuletzt in diesem Punkt repräsentiert sein Werk in äußerst aktueller Weise die fortschreitende Komplexität und Prozessualität des 20. und 21. Jahrhunderts.

Kurzvita

1942 geboren in Berlin-Siemensstadt
1962-1965 Studiengemeinschaft Darmstadt, Graphik und Pressezeichnen
1965-1969 Staatliche Hochschule der Künste Berlin, Studium Gebrauchsgraphik, Layout und Aktzeichnen
1969-1973 Wissenschaftlicher Zeichner bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (archäologische Ausgrabungen) und Werbegraphiker
1972 Beitritt Verein Berliner Künstler
1973 Freischaffend als Maler und Graphiker
1977 Beschäftigung mit dem Buch Jonah
1978 Gruppe Kalakendra
1984 Beginn der Hochdrucktechnik auf der Handpresse
1993-1997 Arbeitsstudien mit der Tänzerin Vera Bilbija
1994 Gruppe Janus
1994-2004 Mitglied im Kulturbeirat Berlin Tempelhof-Schöneberg
1999 ARAG Kunstpreis

Ausstellungen (Auswahl)

Teilnahme an diversen Mitgliederausstellungen im VBK von 1976 bis 2022 | mehrmalige Ausstellungen im Haus am Kleistpark und Haus am Lützowplatz | 1994 Galerie Patrick Gaultier Quimper (Frankreich) | Galerie Berlin Baku (1995, 2012, 2017) | 11. Internationale Graphik Triennale Frechen 1996 | Galerie am Neuen Palais Potsdam (1997-99, 2001-04, 2007, 2011) | Galerie Petra Lange (1999-2017) | 1999 Galerie Leuchter und Peltzer, Düsseldorf | 2001 Galerie Schmied, Seeth | Art Brandenburg 2007 | Kunstmesse Berliner Liste 2010-11 | Galerie Frenhofer 2011-12 | 2015 Galerie Ringoseika Tokyo, Cultural Exchange Project Europe Japan | 2016 Galerie Kronprinz, Zitadelle Spandau | 2017 Schwartzsche Villa, Berlin | 2017 Art Festival Schloss Charlottenburg, Große Orangerie | 2018, 2022 Kunst-Geschoss, Stadtgalerie Werder (Havel) | 2022 Galerie feinart berlin