Willi Sitte

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Werke

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Über den Künstler

„Willi Sitte [1921 in Kratzau, heute Tschechische Republik, geboren] kam nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1947 nach Halle (Saale) und begann, sich im Umfeld der Burg Giebichenstein als Maler zu qualifizieren, nachdem er sich bereits in den Jahren vor 1940 intensiv zeichnerisch hatte ausbilden lassen und auf diesem Gebiet eine hohe Versiertheit erlangt hatte. In Halle (Saale) gehörte er zu den Künstlern, die nach dem Ende des „Dritten Reichs“ im bewussten Anknüpfen an die zwischen 1933 und 1945 als „entartet“ geächtete Moderne einen künstlerischen Neuanfang forcierten. Gemeinsam mit Künstlern wie Hermann Bachmann, Herbert Kitzel und Kurt Bunge bestimmte er, u. a. als Mitglied der Künstlervereinigung Die Fähre, das Kunstgeschehen in der Saalestadt.

Mit dem Lehrauftrag, den ihm die Kunstschule in der halleschen Burg Giebichenstein 1950 erteilte, begann die bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1986 währende Tätigkeit Willi Sittes als Hochschullehrer und Verantwortlicher für die Ausbildung des künstlerischen Nachwuchses in der DDR […]. Nach anfänglicher Tätigkeit im Grundlagenstudium baute er ab 1953/56 die Fachrichtung Textilgestaltung auf. Parallel wurde sein freies künstlerisches Schaffen bis weit in die 1960er Jahre im Zuge und Nachklang der um 1950 geführten Formalismus-Diskussion fortwährend als nicht den Normen des geforderten Sozialistischen Realismus entsprechend kritisiert.

Das Ringen des Künstlers mit der Partei und der Partei mit ihrem Maler kulminierte erstmals 1961 in zwei Selbstmordversuchen mit anschließendem Parteiverfahren und schließlich Anfang 1963 mit der von der Partei eingeforderten Selbstkritik, die er im Februar 1963 öffentlich in der Tagespresse vornahm. Im Sommer 1963 erhielt er seine erste Einzelausstellung in der DDR (Angermuseum, Erfurt).

Während dieser Krisenjahre pflegte Sitte Kontakte zu Künstlern in der BRD (München, Künstlergruppe tendenzen) und war er befreundet mit den Lyrikerpaaren Sarah und Rainer Kirsch und Christa und Gerhard Wolf – ebenso wie mit Wolf Biermann, den er wiederholt zu Lesungen in die Burg Giebichenstein einlud. An der Positionierung der Freunde zum Prager Frühling 1968 schieden sich die Geister und trennten sich spätestens die Wege.

Mit seiner Wahl in den Zentralvorstand des Verbands Bildender Künstler in der DDR (VBK) im Jahr 1964 begann die aktive kulturpolitische Tätigkeit Willi Sittes. Anhaltende öffentliche Kritik der Partei an der Ausrichtung seines künstlerischen Schaffens gingen bis Ende der 1960er Jahre parallel mit öffentlichen Anerkennungen und Ehrungen seiner Person (u. a.: 1964 Kunstpreis der DDR, 1965 Vaterländischer Verdienstorden, 1969 Berufung zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste in der DDR). Mit seinem politischen Werdegang (1970 Vizepräsident des VBK, 1974–88 Präsident des VBK, 1976–90 Mitglied der Volkskammer der DDR, 1986–90 Mitglied des Zentralkomitees der SED) entwickelte sich Sitte in der Ära Erich Honeckers bis zum Zusammenbruch der DDR 1989 zu einem der einflussreichsten Künstler und Kulturpolitiker im Staat.“

Text zur Ausstellung „SITTES WELT. Willi Sitte: Die Retrospektive, 03.10.2021 — 06.02.2022, Kunstmuseum Moritzburg, Halle (Saale), Kuratoren: Thomas Bauer-Friedrich und Dr. Paul Kaiser, Dresden, unter Mitwirkung von Dr. Eckhart Gillen, Berlin, und Dr. Dorit Litt, Bonn

Kurzvita

1921 Geboren am 28. Februar in Kratzau/ Chrastava (heute Tschechische Republik)
1927 Besuch der Volks- und Bürgerschule in seiner Geburtsstadt
1936-39 Kunstschule des nordböhmischen Gewerbemuseums in Reichenberg/ Liberec (heute Tschechische Republik)
1939-40 Studium an der Hermann Göring Meisterschule für Malerei in Kronenburg/ Eifel
1941-44 Kriegsdienst (Sowjetunion und Italien)
1944 Aufnahme von Kontakten zur italienischen Widerstandsbewegung
1946 Künstlerische Arbeit in Vicenza und Venedig // Erste Einzelausstellung in der Galerie Dedalo, Mailand // kurzzeitige Rückkehr nach Kratzau/ Chrastava
1947 Heirat mit Irmgard Kindler // Übersiedlung nach Halle an der Saale
1949 Geburt des Sohnes Volkmar
1950 Aufnahme in den Verband Bildender Künstler Deutschlands // Aufnahme im Kulturbund 1951 Lehrauftrag am Institut für künstlerische Werkgestaltung Burg Giebichenstein in Halle
1953-54 Kunstpreis der Stadt Halle
1959 Ernennung zum Professor an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein
1963 Scheidung der Ehe mit Irmgard Kindler
1964 Wahl in den Zentralvorstand des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands // Kunstpreis der DDR
1965 Heirat mit Ingrid Dreßler
1966 Geburt der Tochter Sarah // Burdapreis
1969 Ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin // Nationalpreis der DDR II. Klasse für Kunst und Literatur
1970 Wahl zum Vizepräsidenten des Verbandes Bildender Künstler der DDR
1972 Berufung zum Direktor der Sektion Bildende und Angewandte Kunst an der Hochschule für Industrielle Formgestaltung Halle – Burg Giebichenstein // Goldmedaille auf der 3. Internationalen Grafikbiennale in Florenz
1974 Wahl zum Präsidenten des Verbandes Bildender Künstler der DDR
1976 Wahl zum Abgeordneten der Volkskammer der DDR
1977 Beteiligung an der Documenta 6 in Kassel
1979 Nationalpreis der DDR I. Klasse für Kunst und Literatur
1985 Wahl zum Mitglied des Weltfriedensrates und in das Präsidium des Friedensrates der DDR
1986 Beendigung der Hochschultätigkeit (Emeritierung)  // Wahl zum Mitglied des Zentralkomitees der SED
1988 Beendigung der Präsidentschaft des Verbandes Bildender Künstler der DDR // Wahl zum Ehrenpräsidenten des Verbandes Bildender Künstler der DDR
1989 Rückgabe der Ehrenpräsidentschaft
1991 Beendigung der Mitgliedschaft in der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin
2001 Wahl zum Korrespondierenden Mitglied der European Academy of Sciences, Art and Humanities in Paris
2003 Gründung der Willi-Sitte-Stiftung für realistische Kunst in Merseburg
2006 Eröffnung der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg aus Anlass des 85. Geburtstages des Künstlers am 28. Februar im Beisein des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder
2008 Ehrenbürgerschaft der Stadt Montecchio Maggiore (Italien) für seine Verdienste während des Zweiten Weltkrieges in Montecchio Maggiore, wo er sich nach seiner Desertion aus der Wehrmacht den Partisanen anschloss // erneute Verleihung des Kunstpreises der Stadt Halle (Saale)
2009 Menschenrechtspreis der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM) zusammen mit Heidrun Hegewald und Walter Womacka
2013 Tod

Werke im öffentlichen Besitz (Auswahl)

Ludwig Forum für Internationale Kunst, Aachen // Kunstmuseum Walter, Augsburg // Deutsches Historisches Museum, Berlin // Nationalgalerie, Berlin // Ludwig Museum für Internationale Kunst Budapest und Peking // Galerie Neue Meister, Dresden // Museum für aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle, Durbach // Städel Museum, Frankfurt am Main // Stiftung Moritzburg – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle/Saale // Kunsthalle Hamburg // Museum Ludwig, Köln // Museum der bildenden Künste Leipzig // Sammlung Hasso Plattner, Potsdam // Kunsthalle Rostock